Der Sommer von San Martino...

... dauert ein bisschen länger als drei Tage, rezitiert ein bekanntes italienisches Sprichwort.

In Lucca und Umgebung ist der Heilige San Martino seit der Lombardenzeit, als religiöser Kult in Lucca eingeführt wurde, sowie auch andere Krieger und Militärheilige, sehr beliebt. Im historischen Zentrum wurde ihm die Kathedrale geweiht und in den umliegenden Hügeln und der Ebene von Lucca tragen viele Dörfer seinen Namen, sowie Kirchen, die ihm gewidmet sind, um an die enge Verbindung zu erinnern, die San Martino in seinem Leben mit den Bauern hatte. Aus diesem Grund gibt es im Atrium der Kathedrale einen einzigartigen Kalender, der an die Tätigkeiten erinnert, die zur Pflege und Produktivität der Landschaft dienen sollten.

Auf den Hügeln von San Martino in Vignale zum Beispiel, umgeben von Olivenhainen, Weinbergen und Eichenwäldern,

liegt nicht weit davon entfernt San Martino in Freddana, dessen Pfarrkirche 1904 in einem vielseitigen Stil wieder aufgebaut wurde und eben unserem Heiligen gewidmet ist.
Auf der gegenüberliegenden Seite (im Nordosten) befindet sich San Martino in Colle, berühmt für die majestätische und legendäre Eiche der Hexen, einem 600 Jahre alten monumentalen Baum mit einer Krone von über 40 Metern Durchmesser.
Viele Orte, die man zum ersten Mal sehen oder wiederentdecken sollte, während man langsam durch die engen Straßen und Wege der Stadt oder durch die Natur in den warmen und intensiven Farben des Herbstes wandert.

Der Heilige Martin von Tours ist der Schutzpatron Frankreichs, der Päpstlichen Schweizer Garde, der Bettler, Hoteliers und Ritter, und jeder kennt die Geschichte von Martin, einem römischen Soldaten und kaiserlichen Wächter in der Stadt Amiens in Gallien.

 
An einem kalten Tag, auf einem Ausritt,
 

traf er einen halbnackten und leidenden Bettler. Mitleidig nahm er das Schwert, das er bei sich hatte, und schnitt seinen Militärmantel in zwei Hälften, um dem armen Mann einen Teil davon zu geben. In der folgenden Nacht erschien ihm in einem Traum Jesus, bedeckt mit der Hälfte seines Umhangs. Martin bekehrte sich, wurde getauft und viele Jahre später der Bischof von Tours.
Mit Leidenschaft widmete er sich seiner Mission als "Hirte", insbesondere in ländlichen und landwirtschaftlichen Gebieten.

Beliebte Sprichwörter und Sprüche sind auch oft mit den Riten und Bräuchen der bäuerlichen Tradition verbunden.

Der Sommer von San Martino sind die Tage Anfang November, an denen das Wetter normalerweise noch angenehm ist und die auf die Geste der Großzügigkeit gegenüber dem Bettler anspielen, die dazu führte, dass sich der Himmel plötzlich öffnete und die Temperatur milder wurde.
Diese Tage fallen auch mit der Reifezeit des neuen Weins zusammen, denn "an San Martino wird jeder Most zu Wein", ein Anlass für Treffen und Feiern, um die Früchte der Erde mit dem neuen Wein zu feiern, begleitet von gerösteten Kastanien und einer guten Frantoiana-Suppe mit  würzigem frisch gepressten Olivenöl.
 

Wie gesagt, Lucca hat San Martino seine wichtigste Kirche gewidmet,

die imposante Kathedrale im romanischen Stil von Lucca, die dieses Jahr 950 Jahre alt wird und mit zahlreichen Initiativen gefeiert wird.

Eine große Statue, die den Heiligen von Tours zu Pferd darstellt, während er seinen kostbaren Umhang mit dem armen Mann teilt, ist eine der Verzierungen, die die Fassade der Kirche bereichern.
Eines der elf Bollwerke der Stadtmauern, zwischen Porta San Jacopo und Porta Santa Maria, ist auch San Martino gewidmet. Die beleuchteten unterirdischen Tunnel, die einst als Lagerräume für Waffen und Munition dienten, sind heute Fußgängerunterführungen, um ins Herz der Stadt zu gelangen. Auf den Überresten der Kanoniere steht ein einzigartiger Turm der alten Stadtmauer, der in die neue Struktur des Bollwerks aus dem 16. Jahrhundert integriert ist.