KONTAKTE
ADRESSE: Via del Giardino Botanico, 14 Lucca
TELEFON: 0583 583086
EMAIL: operamura@comune.lucca.it
WEB: http://www.lemuradilucca.it/orto-botanico
Der Orto Botanico ist einer der größten Gartenschätze Luccas. Er erstreckt sich auf einer Größe von zwei Hektar auf der südöstlichen Seite der Altstadt.
Maria Luisa von Spanien, Herzogin von Lucca, ließ am 13. Juni 1820 den Orto Botanico anlegen. Zu diesem Zweck wurde der damaligen königlichen Universität Real Liceo etwa 2 Hektar Boden im südöstlichen Teil der Stadt übergeben.
Das Projekt wurde einige Jahre vorher entworfen. Am 8. Februar 1814 bewilligte die Prinzessin Elisa Bonaparte Baciocchi auf Anfrage der Medizinischen Fakultät die Gründung eines botanischen Gartens und die erforderliche Finanzierung. Mit dem Fall des Napoleonischen Reiches musste Elisa am 14. März von Lucca fliehen und das Projekt wurde nicht realisiert. Die Einflüsse der 1805 zur Prinzessin von Lucca durch den Bruder Napoleone Bonaparte erkorenen Herrin zeigten sich dennoch: die Schmückung der großen Parkanlage der Villa Reale in Marlia und der Versuch in Lucca und Piombino neue Pflanzenarten zu züchten.
Unter der durch den Wiener Kongress ernannten neuen Herzogin Maria Luisa von Spanien, ehemalige Königin von Etrurien, kam das Projekt 1819 wieder ins Gespräch. Paolo Volpi, Professor der Botanik des Liceo Reale, weckte erneut das Interesse der Regierung und erhielt zu diesem Zweck den erforderlichen Boden. Im Sommer des Jahres 1822 wurde der Garten mit einer Mauer begrenzt und die Herzogin autorisierte die Auspflanzung von Gewächsen, von denen es im Garten der Villa Reale von Marlia und in den öffentlichen Baumschulen der Stadt mehreren Exemplaren gab. Samen und Pflanzen stammten auch aus benachbarten botanischen Gärten, wie zum Beispiel die Libanonzeder, ein „Nachwuchs“ des botanischen Gartens in Pisa. Im Sommer 1823 war auch die Wasserversorgung über einen kleinen Kanal mit einer hydraulischen Mühle auf dem öffentlichen Kanal garantiert.
Schon ab 1825 musste sich der Botanische Garten selbst finanzieren, daher wurde eine große Stückfläche für die intensive Pflanzenzüchtung genutzt, um so die zunehmende Anfrage nach exotischen Pflanzen von Seiten der Luccheser und von Ausländern zu befriedigen. 1826 wurde das erste beheizte Treibhaus eingeweiht, im Jahre 1828 waren im Katalog bereits 1300 Arten aufgeführt. 1834 ging die Leitung an Benedetto Puccinelli, Betreiber von wichtigen Studien über Flora und Pilzbestand des Territoriums, die zum Zeitpunkt der Fünften Versammlung der italienischen Wissenschaftler im September 1843 einen Katalog mit über 2000 Arten verfasste.
Nach der Annexion des Herzogtums Luccas an das Großherzogtum der Toskana im Jahre 1847 und nach dem Tod von Puccinelli 1850 ging die Leitung an Attilio Tassi über, der die Kontakte zu den internationalen botanischen Institutionen intensivierte. Mit der Vereinigung Italiens und der definitiven Aufhebung und Umwandlung der ehemaligen Universität Lucca in ein humanistisches Gymnasium, wurde der Garten unter die Leitung von Cesare Bicchi bis zum seinem Tod im Jahre 1906 gegeben. Für den finanziellen Unterhalt sorgte die Stadtverwaltung Luccas, die 1901 definitiv den Besitz erwarb. Bicchi ist der Großteil der aktuellen Struktur zu verdanken; die botanische Schule auf der nördlichen Seite, die Erweiterung des Baumbestands, der Teich und der Kräutergarten.
Nach dem Ersten Weltkrieg verkam der Garten aufgrund der Unterbrechung von jeglicher wissenschaftlicher Arbeit. Erst 1956 wurde die Botanikerin Roma Melinossi beauftragt die Sammlungen zu studieren, die sich allerdings erst in den siebziger Jahren konkretisierte. Heute befindet sich im Botanischen Garten die regionale Keimplasma-Bank und er wird von „Opera delle Mura di Lucca“ verwaltet, die 2003 den Bau der modernen Treibhäuser fertigstellte.
Die Sammlungen
Das Kräuterbuch umfasst eine reiche Sammlung an Heilkräutern aus verschiedenen Kontinenten. In den Monumentaltreibhäusern befinden sich zudem sukkulente Pflanzen, darunter zahlreiche Kakteengewächse des amerikanischen Kontinents und Wolfsmilchgewächse aus den afrikanischen Regionen. Sehenswert ist auch die Sammlung von Nahrungspflanzen, die in der der Provinz Lucca wild wachsen.
Der Sinnespfad für sehbehinderte Personen
Im Bereich der Botanischen Schule befindet sich ein Pfad für Blinde und Sehbehinderte mit Handgeländer und Blindenschriftschildern. Hier können die Besucher autonom und mit Hilfe digitaler Medien eine Auswahl der im botanischen Garten Luccas präsenten Arten erkunden: Heil- und Kräuterpflanzen, Wasserpflanzen, und exotische Pflanzen, wie z. B. die Kaffeepflanze (Coffea arabica L. ), die Rohrzuckerpflanze (Saccharum officinarum L.), der Baumwollbaum (Gossypium arboreum L.) und viele mehr.